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cinefest 2018
XV. Internationales Festival des deutschen Film-Erbes
Hamburg: 17. - 25.11.2018

eine Veranstaltung von CineGraph und Bundesarchiv

Meister des Weimarer Kinos
Joe May und das wandernde Bild


Der Farmer aus Texas
Der Farmer aus Texas (1924/25, Joe May)


Aus Anlass der 100. Wiederkehr der Gr�ndung der Weimarer Republik wollen CineGraph und Bundesarchiv an Joe May (1880-1954) erinnern, einen der wichtigsten Filmschaffenden des Weimarer Kinos.
Der in seiner breiten Wirkung eher Vergessene war nicht nur Regisseur einiger bedeutender Filme der 1920er und fr�hen 1930er Jahre, sondern auch Produzent, Atelierbetreiber, Erfinder zahlreicher Genre-Serien sowie Entdecker und F�rderer von Talenten.
Der 1911 in Hamburg durch seine Frau, die Operettendiva Mia May (1884-1980) zum Film gekommene Wiener, versuchte in den Jahren vor dem Ersten Weltkrieg als Regisseur, Autor und Produzent u.a. mit �May's Preisr�tsel im Film�, mit Mia-May-Melodramen und Detektiv-Serien ein b�rgerliches Publikum zu erreichen. Von den wenigen erhaltenen Filmen dieser Epoche werden der Stuart Webbs-Film DER MANN IM KELLER (1914, Johannes Guter) und DAS ROLLENDE HOTEL (1918/19, Harry Piel) mit dem Gentleman-Detektiv Joe Deebs gezeigt.
Der Gro�film VERITAS VINCIT (DIE WAHRHEIT SIEGT!) (1918/19), entstand – mit Mia May in der Hauptrolle – im Rahmen der neugegr�ndeten Ufa. Die Filmtrilogie  ist ein (vergessenes) deutsches Gegenst�ck zu D. W. Griffiths INTOLERANCE (1916 USA), der erst Jahre sp�ter in Deutschland herauskam.
F�r seine May-Film GmbH f�hrte er 1919 im eigenen Atelier Berlin-Wei�ensee und in der Filmstadt Woltersdorf die Oberleitung f�r die weltumspannende Abenteuerserie DIE HERRIN DER WELT, von deren 8 selbst�ndigen Teilen das METROPOLIS-Vorbild und Afrika-Abenteuer OPHIR, DIE STADT DER VERGANGENHEIT und die Medien-Satire DIE FRAU MIT DEN MILLIARDEN – beide unter der Regie von Uwe Jens Krafft – p�sentiert werden.
Zu den jungen Mitarbeitern dieses Projekts z�hlte auch Fritz Lang, dem May 1920 die Regie zum Mia May-Melodram DAS WANDERNDE BILD �bertrug. Das Drehbuch schrieb Lang mit seiner sp�teren Ehefrau Thea von Harbou. Beide waren auch 1921 die Autoren zum exotischen 2-Teiler DAS INDISCHE GRABMAL, dessen Inszenierung mit Gro�bauten von Martin Jacoby-Boy und Otto Hunte in Woltersdorf dann May selbst �bernahm. (Der Stoff wurde zweimal wieder verfilmt: 1937/38 t�nend von Richard Eichberg und schlie�lich 1958/59 bunt von Lang selbst. Beispiele dieser Remakes laufen ebenfalls im Programm).
Nach etwa 50 Filmen beendete Mia May – ausgel�st durch dem Selbstmord ihrer Tochter Eva (1902-1924) – ihre Film-Karriere.
Im folgenden Jahr inszenierte Joe May mit internationaler Besetzung und mit Blick auf die ausl�ndischen M�rkte die amerikanisch-europ�ische Gesellschaftskom�die DER FARMER AUS TEXAS nach dem B�hnenst�ck �Kolportage� des Erfolgsautors Georg Kaiser.
Da ab Mitte der 1920er Jahre die May-Film AG in wirtschaftliche Probleme geriet, arbeitete May nun mit und f�r wechselnde Firmen. So drehte er 1928/29 im Rahmen der Erich Pommer-Produktion der Ufa zwei Stummfilm-Meisterwerke: den Gro�stadtkrimi ASPHALT sowie das Zeitdrama HEIMKEHR nach einer Novelle von Leonhard Frank, deren DEFA-Verfilmung DIE FRAU UND DER FREMDE (1984, Rainer Simon) mit einem Goldenen B�ren ausgezeichnet wurde.
Der stets an der technischen Entwicklung interessierte May engagierte sich auch theoretisch und praktisch f�r die Erweiterung des Mediums durch den Ton. Zun�chst betreute er 1929/30 im Rahmen der Joe May-Produktion der Ufa internationale Misch-Versionen fremder Regisseure: Gustav Ucickys Dorf-Musical DER UNSTERBLICHE LUMP, von dem nur eine franz�sisch-englische Fassung erhalten ist, und Kurt Bernhardts Preussen-Drama DIE LETZTE KOMPAGNIE mit Conrad Veidt, von dem die zeitgen�ssische englische Synchron-Fassung gezeigt wird (die deutsche Originalfassung ist z.Z. nur sehr fragmentarisch erhalten).
1930 �bernahm May selbst wieder die Regie und realisierte mit turbulenten Verwicklungen f�r die wiedererstandene May-Film AG zwei der gelungensten fr�hen deutschen Tonfilmkom�dien, f�r die Walter Jurmann Ohrw�rmer komponierte: IHRE MAJEST�T DIE LIEBE, und ...UND DAS IST DIE HAUPTSACHE!?, den wir als Wiederentdeckung pr�sentieren. Der skurrile S�ngerfilm EIN LIED F�R DICH der Cine-Allianz Tonfilm GmbH f�r die Ufa kam noch im April 1933 heraus und wurde f�r den j�dischen Regisseur der letzte Film, den er in Nazi-Deutschland herstellen konnte.
Zun�chst war May mit anderen Film-Emigranten in England und Frankreich an verschiedenen Produktionen beteiligt. 1934 konnte er in Hollywood f�r die Fox Film MUSIC IN THE AIR drehen, produziert von Erich Pommer, Drehbuch u.a. von Billie Wilder. (CineGraph pr�sentiert diesen ersten wichtigen Exilfilm am 31.10.2018 im Rahmen der Tage des Exils.). Doch w�hrend junge Nachwuchskr�fte wie Wilder eine Karriere im Hollywood-System begannen, konnte sich der 55-j�hrige Ex-Mogul nur schwer anpassen. Seine n�chste Regie-Chance, CONFESSION (1937) f�r Warner Bros., war ein Remake von Willi Forsts Cine-Allianz Tonfilm MAZURKA (1935), bei dem May einzelne Szenen dem Original nachgestaltete.
Ab 1938 arbeitete er f�r Universal, drehte mit THE HOUSE OF FEAR (1939) ein Ton-Remake von THE LAST WARNING (1928), dem letzten Film seines ehemaligen Mitarbeiters, des Szenografen und Regisseurs Paul Leni (1885-1929). Gemeinsam mit dem Autor Kurt Siodmak beteiligte er sich mit THE INVISIBLE MAN RETURNS (1939/40) an einer erfolgreichen Universal Horror-Serie. Die Heimatfront-Kom�die JOHNNY DOESN'T LIVE HERE ANYMORE (1943/44) wurde Joe Mays letzte Filmregie.

Das cinefest steht auch in Zusammenhang mit einem online-Portal zur Weimarer Republik, das der Mitveranstalter Bundesarchiv mit Bildern, Plakaten und Dokumenten aus seinen Beständen aufbaut.


Zur Vorbereitung auf Festival und Kongress fand vom 26. - 29. April eine Sichtungsveranstaltung in Berlin statt.


Weitere Informationen bei:

CineGraph - Hamburgisches Centrum für Filmforschung e.V.
Schillerstr. 43, 22767 Hamburg
Tel: +49-(0)40-352194 / Fax: +49-(0)40-345864
email: info(at)cinefest.de



cinefest 2018 wird veranstaltet in Zusammenarbeit mit

Kinemathek Hamburg - Kommunales Kino Metropolis
Deutsches Historisches Museum / Zeughauskino, Berlin
Friedrich-Wilhelm-Murnau-Stiftung, Wiesbaden
Narodní filmový archiv, Prag
Cinémathèque Suisse Lausanne / Filmpodium Zürich
FilmForum Udine/Gorizia

Mit freundlicher Unterstützung von
Arte, Straßburg
AV Visionen GmbH, Berlin
Bücherhallen Hamburg
DEFA-Stiftung, Berlin
Deutsch-Tschechischer Zukunftsfonds, Prag
Deutsche Kinemathek - Museum für Film und Fernsehen, Berlin
Deutsches Filminstitut – DIF, Frankfurt
Due Baristi Espressobar, Hamburg
Herbert und Elsbeth Weichmann-Stiftung, Hamburg
Hotel Vorbach, Hamburg
Filmarchiv Austria, Wien

Filmförderung Hamburg Schleswig-Holstein GmbH
Filmmuseum M�nchen
Fritz Kola, Hamburg
Gästehaus der Universität, Hamburg
Österreichisches Filmmuseum, Wien
Ratsherrn Bier, Hamburg
Universität Hamburg – Institut für Medien und Kommunikation
VG Bildkunst, Bonn

Die Arbeit von CineGraph – Hamburgisches Centrum für Filmforschung e.V. wird gefördert durch die Behörde für Kultur und Medien der Freien und Hansestadt Hamburg





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Trailer cinefest 2017




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